Mutmaßlicher Datierungssschwindel

Mindestens 1000 Hirst-Bilder offenbar Jahre später gemalt als vom Künstler behauptet

Damien Hirst verbrennt in einem "Burning Event" in seiner Londoner Newport Street Gallery Bilder aus dem "The Currency"-Projekt
Foto: © Damien Hirst und Science Ltd., DACS 2022

Damien Hirst verbrennt in einem "Burning Event" in seiner Londoner Newport Street Gallery Bilder aus dem "The Currency"-Projekt

Hat Damien Hirst mehr falsche Angaben zu Kunstwerken gemacht, als bislang bekannt? Laut einem Medienbericht soll der britische Künstler über 1000 Bilder rückdatiert haben

Wie der "Guardian" jetzt aufgedeckt hat, hatte Hirst angegeben, die Papierarbeiten seien "im Jahr 2016 entstanden", obwohl sie mehrere Jahre später geschaffen wurden. Hirst produzierte 10000 dieser Bilder, die jeweils aus bunten, handgemalten Punkten auf A4-Papier bestehen, als Teil seines Projekts namens "The Currency". Neben der Unterschrift des Künstlers wurde die Jahreszahl 2016 auf den Werken eingraviert. Hirst und der autorisierte Verkäufer der Gemälde erklärten wiederholt, dass die physischen Werke im Jahr 2016 entstanden seien. "Fünf Quellen, die mit der Entstehung der Werke vertraut sind, darunter einige der Maler, die die Punkte zu Papier gebracht haben, sagten dem Guardian, dass viele von ihnen 2018 und 2019 in Massenproduktion hergestellt wurden", heißt es jetzt im "Guardian"

Das Projekt "The Currency" umfasste 10000 physische Werke und 10000 korrespondierende NFT-Tokens. Dabei handelt es sich um digitale Werke, die über Blockchain-Technologie ein Echtheitszertifikat besitzen. Jede der Arbeiten kostete ursprünglich 2.000 US-Dollar. Sammlerinnen und Sammler mussten sich jedoch innerhalb eines Jahres entscheiden, ob sie die digitale oder die Papierversion ihres Hirst-Kaufs behalten wollen. Die jeweils andere sollte zerstört werden. 

"Der erste Verkauf brachte rund 18 Millionen Dollar ein", schreibt der "Guardian". "Zu dieser Zeit sagte Hirst über das Projekt: 'Es besteht aus 10000 NFTs, die jeweils einem einzigartigen physischen Kunstwerk aus dem Jahr 2016 entsprechen.' Die Gemälde wurden über einen einzigen autorisierten Verkäufer, Heni, verkauft, der von Hirsts Geschäftsführer geleitet wurde. Damals hieß es, die Werke seien 'im Jahr 2016 von Hand geschaffen' worden."

Die Enthüllungen folgen "Guardian"-Berichten aus dem März, nach denen der britische Künstler zwei 2017 entstandene Formaldehyd-Tierskulpturen als Arbeiten aus den 1990er-Jahren ausgeben hat. Auch sollen die Vitrinen mit künstlichen Altersspuren versehen worden sein. Eines der Werke - ein dreiteiliger Hai mit dem Titel "Myth Explored, Explained, Exploded" - ist zurzeit im Münchner MUCA ausgestellt. Hirst redete sich damals heraus, dass es bei dem Entstehungsdatum nicht um die Produktion der Arbeit gehe, sondern um die Idee. Es handele sich schließlich um Konzeptkunst.