Kampagnen-Journalismus?

Galerien beschweren sich über Berichterstattung beim Hörfunkrat

Der Bundesverband deutscher Galerien (BVDG) hat gegen die Sendereihe "Die Kunst des Lobbyierens" vom Deutschlandfunk Kultur eine Beschwerde beim Hörfunkrat eingereicht

In dem Bericht zum Kunstmarkt vom 15. November wird behauptet, dass von dem staatlichen Corona-Förderprogramm "Neustart Kultur" auch Galerien und Kunstmessen gefördert wurden, "ohne den Bedarf zu prüfen": "Somit bekommen selbst deutsche Spitzengalerien mit Millionenumsätzen staatliches Fördergeld, darunter große Namen wie Sprüth Magers oder König Galerie."

Der BVDG sieht in den Beiträgen "gleich mehrere Aspekte seriöser Pressearbeit verletzt". Die Wahl negativ konnotierter Begriffe wie "Hinterzimmer", "Kulturmilliarden", "Lobbyieren" etwa suggeriere, dass bei der Förderung etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sei.

"Eine Hemmschwelle vor Kolportage von Unwahrheiten gab es ebenfalls nicht", heißt es in der Beschwerde an den Hörfunkrat des Deutschlandfunks, die öffentlich einsehbar ist. "Dazu gesellte sich Ignoranz gegenüber öffentlich zugänglichen Informationen und Hinweisen von Experten zur Erhellung der Marktsituation und der Struktur von Förderprogrammen in der Pandemie. Die Situation mittelständischer und kleiner Galerien, die den Kunstmarkt überwiegend prägen, wurde entgegen den Behauptungen der Redakteure nahezu vollständig ausgeblendet."

"Unverantwortliche Neiddebatte"

Die privaten Galerien in Deutschland wurden 2020 zum ersten Mal überhaupt staatlich gefördert. Dass dies ohne größere Bedarfsprüfung geschah, war der Eile geschuldet. Laut Art Basel/UBS-Studie vom September 2020 waren die Verkäufe auf Messen bis zu dem Zeitpunkt des Jahres aufgrund der Absagen von durchschnittlich 46 Prozent im Vorjahr auf 16 Prozent gesunken. In dem Report hieß es außerdem, dass viele Galerien sehr pessimistisch auf das nächste Jahr schauten. Im November 2020 offenbarte eine vom BVDG beauftragte und auf Umfragen basierende Studie, dass Galerien im Durchschnitt mehr als 40 Prozent Verlust erwarteten.

"Das Mantra sozialer Bedarfsprüfung – die in der Kulturförderung nicht erforderlich ist – wurde als Munition gegen namentlich genannte Galerien eingesetzt und traf letztlich den gesamten Kunstbetrieb", heißt es nun in der BVDG-Beschwerde. "Der Erfolg der Corona-Hilfen wurde abgestraft und eine unverantwortliche Neiddebatte befördert. Es fand eine beispiellose Kampagne eines Kultursenders gegen die Kultur statt."