Coronakrise

Bis wann muss das kulturelle Leben ruhen?

 Ein Mann desinfiziert im Foyer der Bonner Bundeskunsthalle seine Hände und drückt dabei vorschriftsmäßig den Bügel des Spenders mit seinem Ellenbogen herunter
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Ein Mann desinfiziert im Foyer der Bonner Bundeskunsthalle seine Hände und drückt dabei vorschriftsmäßig den Bügel des Spenders mit seinem Ellenbogen herunter

Derzeit werden viele Kunstveranstaltungen abgesagt, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Doch wie viele Wochen oder gar Monate sind solche Maßnahmen sinnvoll?

Christian Drosten, der Leiter der Virologie in der Berliner Charité hält es für möglich, dass die Infektionszahlen den ganzen Sommer über bis in den Winter anwachsen werden und dann möglicherweise ausschleichen. "Es könnte aber auch sein, dass es gar nicht so schnell anwächst, dass es uns aber zwei Jahre begeleiten wird", sagte er am Donnerstag im NDR-Podcast "Der Coronavirus-Update".

Doch was heißt das für Museen, Theater, Clubs und Großveranstaltungen? Wie lange müssen Kulturveranstaltungen abgesagt werden? Diese Maßnahme hält Drosten nur für den Beginn der Infektionswelle für sinnvoll. Sie verzögere die Ausbreitung und die Patientenzahl im Gipfel der Welle und entlaste so die Krankenhäuser. Viele Modellrechnungen gingen von vier Wochen aus, in denen die Maßnahme sinnvoll ist, sagt der Virologe. "Das ist ein Zeitfenster, da kann man sich jetzt Mal dran festhalten."

Er plädiert dafür, frühestens nach den Osterferien (in der Berlin der 19. April) die Lage neu zu bewerten und gegebenfalls weitere drei Wochen auf Veranstaltungen zu verzichten. Das ist der Zeitraum, den auch der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Dienstag für die Schließung von staatlichen Theatern, Opern und Konzerthäusern angeordnet hat.

Deutlicher Rückgang der Besucherzahlen

Da solche Maßnahmen Länder- und Kommunensache sind, gibt es in Deutschland kein einheitliches Vorgehen. Während in anderen europäischen Ländern Ausstellungen geschlossen werden, werden hierzulande vor allem Eröffnungen, Lesungen und Festivals abgesagt, während der Ausstellungsbetrieb weiterläuft (hier unser Überblick zu Schließungen und Absagen).

"Es ist eine ungewöhnliche Situation", sagt Moritz Wesseler, Direktor des Fridericianums in Kassel. Er sei mit Kollegen an anderen Häusern in Austausch und merke auch da Verunsicherung. Er handelt nach Anweisungen der Stadt Kassel und man sei angehalten, ab sofort die Personalien der Besucherinnen und Besucher zu erfassen. Für die nächsten Wochen will Wesseler alle Veranstaltungen absagen. "Es ist traurig, für eine so wichtige Ausstellung wie die von Forrest Bess das weitere Begleitprogramm abzusagen. Eine Ausstellung ist nicht fertig, wenn sie steht, sondern braucht Begleitung." Das Fridericianum spüre jetzt schon einen deutlichen Rückgang der Besucherzahlen.

Angesichts der Absage von Kulturveranstaltungen und Besuchereinbrüchen wegen der Corona-Gefahr hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler Unterstützung versprochen.